Hinter Schloss und Riegel: die Objektgruppe Schloss und Schlüssel
16/May/2012
Unter den Grabfunden des 9. bis 12. Jahrhunderts, die einen Hauptteil des mittelalterlichen Bestandes der Prussia-Sammlung bilden, finden sich vereinzelt auch Reste von Schlüsseln und Schlössern. Sie waren als Beigaben mit in die Gräber gekommen.
(Viehhof, Kr. Labiau, Fundkomplex 108/109, 9.-12. Jh.)
(Popelken, Kr. Wehlau, Gräberfeld, 9.-12. Jh.)
Meist handelt es sich um zylindrische Vorhängeschlösser mit einem sich selbsttätig schließendem Verschlussteil, das in der Regel nicht erhalten ist. Zum Öffnen des Verschlussmechanismus wurde ein Schlüssel mit rundem Bart in eine Öffnung am Ende des Schließzylinders eingeführt.
(Ramutten-Jahn, Kr. Memel, Streufund, 9.-12. Jh.)
Schloss wie Schlüssel weisen oft Verzierungen auf, etwa in Form von Einlegearbeiten aus Buntmetalldrähten.
(Polwitten, Kr. Fischhausen, Gräberfeld, 9.-12. Jh.)
Die Schlösser gehörten möglicherweise zu auf diese Weise verschließbaren Kästchen aus Holz, die sich nicht erhalten haben, vor allem wenn es sich um Beigaben in Brandbestattungen handelt. In den Kästchen konnten ihre Besitzer oder Besitzerinnen wertvolle Gegenstände vor dem Zugriff Dritter sicher verwahren. Die Beigabe von Schlössern und Schlüsseln könnte ihre Ursache aber auch in speziellen Jenseitsvorstellungen haben, etwa als Maßnahme, Verstorbene sicher an das Grab zu bannen.
Neben diesen hochmittelalterlichen Grabfunden liegt mit dem spätmittelalterlichen Vorhängeschloss von der Befestigung in Unterplehnen, Kr. Rastenburg (Rówina Dólna, Woiw. WarmiĆsko-Mazurskie, Polen) auch ein Zeugnis für die Sachkultur der Deutschordenszeit vor. Es war mit einem Spreizfedermechanismus versehen und verschloss in der Burganlage mutmaßlich eine Truhe zur Aufbewahrung von wertvollem Besitz.
(Unterplehnen, Kr. Rstenburg, Siedlungsfund Burgwall, 13./14. Jh.)
(Norbert Goßler)
(Viehhof, Kr. Labiau, Fundkomplex 108/109, 9.-12. Jh.)
(Popelken, Kr. Wehlau, Gräberfeld, 9.-12. Jh.)
Meist handelt es sich um zylindrische Vorhängeschlösser mit einem sich selbsttätig schließendem Verschlussteil, das in der Regel nicht erhalten ist. Zum Öffnen des Verschlussmechanismus wurde ein Schlüssel mit rundem Bart in eine Öffnung am Ende des Schließzylinders eingeführt.
(Ramutten-Jahn, Kr. Memel, Streufund, 9.-12. Jh.)
Schloss wie Schlüssel weisen oft Verzierungen auf, etwa in Form von Einlegearbeiten aus Buntmetalldrähten.
(Polwitten, Kr. Fischhausen, Gräberfeld, 9.-12. Jh.)
Die Schlösser gehörten möglicherweise zu auf diese Weise verschließbaren Kästchen aus Holz, die sich nicht erhalten haben, vor allem wenn es sich um Beigaben in Brandbestattungen handelt. In den Kästchen konnten ihre Besitzer oder Besitzerinnen wertvolle Gegenstände vor dem Zugriff Dritter sicher verwahren. Die Beigabe von Schlössern und Schlüsseln könnte ihre Ursache aber auch in speziellen Jenseitsvorstellungen haben, etwa als Maßnahme, Verstorbene sicher an das Grab zu bannen.
Neben diesen hochmittelalterlichen Grabfunden liegt mit dem spätmittelalterlichen Vorhängeschloss von der Befestigung in Unterplehnen, Kr. Rastenburg (Rówina Dólna, Woiw. WarmiĆsko-Mazurskie, Polen) auch ein Zeugnis für die Sachkultur der Deutschordenszeit vor. Es war mit einem Spreizfedermechanismus versehen und verschloss in der Burganlage mutmaßlich eine Truhe zur Aufbewahrung von wertvollem Besitz.
(Unterplehnen, Kr. Rstenburg, Siedlungsfund Burgwall, 13./14. Jh.)
(Norbert Goßler)
Eine besondere Fundgattung: Glasperlen
02/May/2012
Eine kleine, aber feine Fundgruppe innerhalb des mittelalterlichen Bestandes der Prussia-Sammlung bilden die Glasperlen. Sie stellen oft Meisterwerke der frühgeschichtlichen Glaserzeugung dar.
(Linkuhnen, Kr. Niederung, bei Grab 204 l, Mitte 10. Jh.)
Meist liegen sie nur als Einzelfunde vor, bildeten aber ursprünglich als umfangreiche Perlenketten prächtige und farbenreiche Schmuckensembles der Frauentracht.
(Gerdauen, Kr. Gerdauen, Grab 40, 13./14. Jh.)
Aufgrund der zahlreichen Kombinationen unterschiedlicher Perlentypen lassen sich Glasperlen besser als andere Objektgruppen für eine genauere zeitliche Einordnung der Funde verwenden.
Glasperlen aus dem großen Gräberfeld von Ramutten-Jahn, Kr. Memel (Melašiai, Litauen) weisen etwa darauf hin, dass die Belegung des Friedhofes wahrscheinlich schon am Ende des 8. Jahrhunderts nach Chr. einsetzt.
Perlen wurden sowohl lokal hergestellt, als auch als Güter des Fernhandels von weither ins Baltikum importiert. Aus den Brand- und Körpergräbern in Ramutten-Jahn liegen so unter anderem Glassperlen byzantinischer (Grab 91) und orientalischer Herkunft (Grab 21) vor. Sie werfen ein interessantes Schlaglicht auf die kulturellen Einflüsse, denen das Baltikum während der späten Eisenzeit ausgesetzt war.
(Ramutten-Jahn, Kr. Memel, Grab 91, um 1000)
(Ramutten-Jahn, Grab 21, um 1000, v. a. gelbe u. blaue Perlen)
(Norbert Goßler)
(Linkuhnen, Kr. Niederung, bei Grab 204 l, Mitte 10. Jh.)
Meist liegen sie nur als Einzelfunde vor, bildeten aber ursprünglich als umfangreiche Perlenketten prächtige und farbenreiche Schmuckensembles der Frauentracht.
(Gerdauen, Kr. Gerdauen, Grab 40, 13./14. Jh.)
Aufgrund der zahlreichen Kombinationen unterschiedlicher Perlentypen lassen sich Glasperlen besser als andere Objektgruppen für eine genauere zeitliche Einordnung der Funde verwenden.
Glasperlen aus dem großen Gräberfeld von Ramutten-Jahn, Kr. Memel (Melašiai, Litauen) weisen etwa darauf hin, dass die Belegung des Friedhofes wahrscheinlich schon am Ende des 8. Jahrhunderts nach Chr. einsetzt.
Perlen wurden sowohl lokal hergestellt, als auch als Güter des Fernhandels von weither ins Baltikum importiert. Aus den Brand- und Körpergräbern in Ramutten-Jahn liegen so unter anderem Glassperlen byzantinischer (Grab 91) und orientalischer Herkunft (Grab 21) vor. Sie werfen ein interessantes Schlaglicht auf die kulturellen Einflüsse, denen das Baltikum während der späten Eisenzeit ausgesetzt war.
(Ramutten-Jahn, Kr. Memel, Grab 91, um 1000)
(Ramutten-Jahn, Grab 21, um 1000, v. a. gelbe u. blaue Perlen)
(Norbert Goßler)