Die Prussia-Sammlung im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin

Steigbügel

Prussische Reiterkrieger und ihre Ausrüstung: Steigbügel in der Prussia-Sammlung

Steigbügel dienten den schwer bewaffneten Reiterkriegern des Mittelalters vor allem als wichtige Aufsteighilfe. Darüber hinaus verliehen sie dem Reiter – insbesondere beim Kampf zu Pferde – zusätzlichen Halt nach den Seiten.


(Grabfund aus Groß Friedrichsberg, Kr. Königsberg)

Im mittelalterlichen Bestand der Prussia-Sammlung bilden Steigbügel aus Eisen die größte Einzelfundgruppe. Von den rund 4900 Funden, die sich heute noch Fundorten zuweisen lassen, entfallen über 11 % auf die Gruppe der Steigbügel, ihr Anteil an der Fundgattung des Reitzubehörs umfasst sogar 46 %.


(Grabfund, wahrscheinlich aus Schulstein, Kr. Königsberg)

In der Regel handelt es sich bei den Steigbügeln um Grabbeigaben; die Dominanz der Fundgruppe unterstreicht die große Bedeutung, die die Selbstdarstellung der Verstorbenen als berittene Krieger für die prussische Gesellschaft bis ins 13. Jahrhundert besaß. Teilweise stammen aus einer Grablege sogar mehrere Steigbügelpaare: möglicherweise wurde so der Besitz mehrerer Pferde symbolisiert. Handelt es sich um Funde aus großflächigeren Verbrennungsstellen, so genannten Aschenplätzen, könnte es sich allerdings auch um die aufeinander folgenden Grablegen mehrerer Reiterkrieger handeln.


(Grabfund aus Landskron, Kr. Friedland)

Die Steigbügelfunde der Prussia-Sammlung werden zurzeit umfassend ausgewertet. Ziel der Untersuchung ist ein Vergleich der mittelalterlichen Steigbügel aus dem ehemaligen Ostpreußen mit dem west-, mittel- und nordeuropäischen Fundmaterial. Gerade die Frage nach dem frühesten Auftreten von Steigbügeln im südwestlichen Baltikum könnte auch neue Beiträge zur prussischen Gräberfeldchronologie erbringen.


(Grabfund aus Nastrehnen, Kr. Fischhausen)

Literatur:

N. Goßler, Die mittelalterlichen Steigbügel aus dem Berliner Bestand der Prussia-Sammlung (ehemals Königsberg/Ostpreußen) – Studien zu Typologie, Chronologie und Kulturgeschichte. Acta Praehist. et Arch. 45, 2013, 109-215.

(Norbert Goßler)